Will Mama kochen, will das Kind ebenfalls kochen. So ist das!! Und will Mama dazu noch ein Foodpic machen, wird es schwierig…. und hektisch. Wer kennt’s?
Deshalb möchte ich euch mal aus dem Leben einer Mama-Foodbloggerin erzählen. So, wie es bei mir wirklich aussieht, unbeschönigt und mit Stress. Ihr seht ja meist nur meine Fotos, für die ich mir wahnsinnig Mühe gebe. Da sieht man das Chaos daneben ja nicht. Einige mit kleinen Kindern mögen zwar erahnen, wie es aussieht, wenn ich koche, Rezepte für den Blog zubereite, mir Mühe gebe, und dabei die ganze Zeit ein Kind daneben steht! Stehen ist zwar falsch, das wäre ja schön. Nein es schiebt das TripTrap hin und her, möchte in die Pfannen schauen, Kochlöffel rein, raus, Hände da und Hände dort. (P.S. Warum es trotzdem wichtig ist, zusammen mit Kindern zu kochen, steht hier).
Das geht zum Beispiel so:
Gestern waren wir im Mutter-Kind-Kaffee – und gerade zu Hause angekommen. Ich hatte bereits einen Plan, was ich zum Mittagessen kochen würde, und einiges bereits am Morgen bereit gelegt (ja, Mama lernt aus Fehlern. Mehr dazu weiter unten). Da lag ein Paket eines Kooperationspartners im Briefkasten. Es war 11.30 h. Schon etwas knapp, damit der Kleine nicht völlig verhungert. Oder zu müde zum Essen ist.
Ich also das Paket am Öffnen, der kleine 2.5-jährige Sohn schon auf dem Weg, die Schere zu holen (haaaalt!). Er ganz gespannt, will mir ja nur helfen. Also drücke ich ihm die Kinderschere in die Hand, schnappe mir die richtige und öffne das Paket. Kinderhände sind vor mir im Paket. Oh, und die Zeit läuft, ich sollte ja kochen. Es kamen nur Päckchen mit Suppen, Gewürzen etc. zum Vorschein. Nicht spannend, nur zum Schütteln genug gut. Doch «haaaaaalt, die brauche ich noch!» rief ich und suchte verzweifelt nach einer Alternative. Zum Glück, da war eine Tasche, ich schlug ihm vor, diese mit Spielzeug zu füllen. 5 Minuten Luft.
Ich also zurück in die Küche, 11.43 h, der Plan (inzwischen überarbeitet), Spätzli mit Kräutern und Spinat. Ich musste ja nur den Teig mischen und die Spätzli danach ins heisse Wasser schaben. Ein Blitzrezept oder?
Nicht wenn da noch ein Kleinkind da ist. Schon schiebt der Sohn das TripTrap in die Küche. Will schliesslich helfen. 1 Sekunde später oben angekommen: Finger am Herd (zum Glück noch kalt). Finger an den Kochlöffeln. Ok das geht, weitermachen. FINGER auf dem Wasserkocher (der ohne Wasser ist).
Haaaaalt! Stooooopppp!
Mit einer Hand räume ich alles weg von ihm, was gefährlich ist. Mit der anderen räume ich alle Zutaten für die Spätzli an einen Ort. Zum Glück habe ich den Tiefkühlspinat am Morgen rausgestellt, der ist jetzt aufgetaut. Zum Glück waren die Schüssel und das Mehl schon da, sonst hätte ich jetzt ein TripTrap Kollisionsproblem. Eventuell mit Geschrei verbunden.
1 Sekunde Schnaufpause
12:57 h Endlich, der Teig steht. Das Wasser kocht schon fast. Nun schauen, dass keine Kinderhände in die Quere kommen, denn das Kind steht schon wieder auf dem TripTrap neben den Pfannen. Kochlöffel suchen, der fürs Kind eine gute Ablenkung ist. Leider nein, landet auf dem Boden. Vielleicht hilft der stumpfe Sparschäler?
«Willst du mir helfen, schön aufzutischen?» «Nein, kochen». Und wie soll ich jetzt schön den Tisch decken, wenn das Kind am Herd steht? Also, Kind runter, mitnehmen. Geschrei. «Willst du nicht in deine eigene Küche? Oder mit dem Traktor um das Sofa fahren?» «Nein, kochen helfen». Also kommt Kind hoch, eine Hand trägt das Kind, mit der anderen nehme ich Gabeln, Löffel, Teller raus, alles auf den Tisch, das schöne Tischtuch auch noch. Kind kurz abstellen in der Hoffnung, es geht nicht zurück in die Küche. Ahh, die neue Tasche ist ja noch da. «Hier, spiel doch kurz mit der Tasche» und ich habe die Kamera in der Hand, Einstellungen prüfen. Oh shit, das Wasser kocht ja schon. Kamera an sicheren Ort bringen (Learning!) und zurück an den Herd. Schon ist das Kind auch auf das Tripptrapp gekraxelt. «Achtung, jetzt ist es heiss. Einfach NUR ZUSCHAUEN Bitte!» sage ich und schabe bereits die Spätzli ins heisse Wasser. «abstelle» sagt der Kleine und drückt auf dem Herd herum, alles leuchtet rot. «Neiiin» sage ich, mit einer Hand die Schüssel am halten, mit der anderen das Kind ab davon abhalten, alle Herdplatten anzustellen. «So, jetzt musst du kurz runter, TripTrap kommt an den Tisch». Gemacht getan, restliche Spätzli ins Wasser, Kind wieder auf mir, will in die Pfanne schauen.
Es geht nicht mehr lange….
12.12 Wir suchen die Teller aus, ich giesse das Wasser ab, verteile in den Tellern. «Steig schon mal aufs TripTrapp und such dein Lätzli» sage ich, die zwei Teller in der Hand. Schön drapiert (30 Sekunden) und auf den Tisch damit. Kamera eine Sekunde später da, und – inzwischen schon als Beschäftigung aber auch gut, dass die Hände nicht sonstwo sind – das Kind legt seine Hände in Pose. «Ja genau, fass mal an den Teller, und nimm deine Gabel in die Hand, so ist gut, nein etwas nach unten. Jetzt warten, ich mache das Foto ….jaaa. so ist super. Noch eines….».
12:15 Schnell die Perspektive wechseln, drei, vier weitere Fotos von oben, von der Seite schiessen. Das Kind wartet. (Ach ja, manchmal kann es das für einige Sekunden, fragt mich nicht warum). Noch eines geht, oder? Das Kind beginnt in seinem Teller zu stochern. «Ok, einen guten Appetit, du darfst anfangen» sage ich, nehme ein letztes Foto, lege die Kamera neben den Teller und wir beginnen zu essen. Endlich, denkt sich wohl der Kleine, und spiesst drauflos.
Dazwischen gibts – je nach Essen – noch ein letztes Foto, wie der Kleine Spätzli aufgabelt – denn Kinderfotos sind immer so süss. Und nun geniessen wir das Essen, sofern das jetzt noch geht. Huch, mal wieder geschafft. Ob die Fotos gut geworden sind? Und scharf, im ganzen Stress? Das sehe ich dann, wenn ich später während dem Mittagsschlaf am PC sitze. Sofern er noch schläft, grmphf!
Ja, nichts mit stundenlangem drapieren von Tellern, Dekomaterial optimal einsetzen und Licht richtig einstellen. Nichts mit Studioähnlichen Zuständen bei uns. Alles ad-hoc, spontan-geplant, und der Situation angepasst. So entstehen meine Food-Fotos. Wer hätte das gedacht!
Diese Kolumne wurde auch beim Cherrytea Verlag eingereicht, im Rahmen der „Mamageschichten“.