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Richtig tragen im Tragetuch – darauf solltest du achten

Ich wollte das zweite Kind mehr tragen als mein erstes, welches ich nur in einem Ergobaby getragen habe (jedoch oft!) und hoffte, es wird ein Tragebaby. Bisher macht er es ganz gut und ich war so froh, hatte ich ab Geburt ein Tragetuch, denn der Ergobaby ist nicht optimal. Ich bin aber ziemlich Neuling in der Tragewelt und staune jeweils, wenn ich mit einer Trageberaterin spreche, was es alles gibt, worauf man alles achten sollte. Deshalb freut es mich, euch diesen Gastbeitrag von Tamara weiterzugeben.

 

GASTARTIKEL

Ein Baby nah bei sich am Körper zu tragen entspricht seinem Bedürfnis nach Nähe und fördert die Bindung zu seinen Bezugspersonen. Benutzt man dafür ein Tragetuch oder eine Tragehilfe hat man zudem die Hände frei für alltägliche Tätigkeiten und Geschwisterkinder und ist flexibler. Somit vereint das Tragen das Schöne mit dem Praktischen.

Getragen wurde in der Menschheitsgeschichte eigentlich schon immer. Auch wenn wohl vor allem aus praktischen Gründen. Auch heute noch werden Babys und Kleinkinder in zahlreichen Völkern und Kulturen ab Geburt, meist auf dem Rücken, getragen. So können die meisten Arbeiten verrichtet und lange Strecken problemlos gelaufen werden. Das war hier nicht anders, jedoch geriet das Tragen mit der Erfindung des Kinderwagens im 19. Jahrhundert eine Zeit lang in Vergessenheit. Als ich selber mit dem ersten Kind schwanger war, sah ich das Bild einer Mutter mit Baby im Tragetuch in einem meiner Ratgeber und besorgte mir für die Geburt auch so ein Tuch, denn es sah schön und innig aus.

Das war vor bald 9 Jahren und dort begann das Tragen auch langsam wieder „in Mode“ zu kommen und zwar sprichwörtlich. Seitdem sind neue Labels wie Pilze aus dem Boden geschossen. Täglich werden neue Tragetuch-Designs auf den Markt gebracht und verkauft, teilweise mit grossem Hype um gewisse Marken. Die Auswahl an Tragehilfen ist mittlerweile so gross und unübersichtlich, dass viele Eltern komplett überfordert sind, was denn nun gut ist für sie und ihr Baby. An dieser Stelle empfehle ich deswegen jedem eine Trageberatung.

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Warum eine Trageberatung?

Egal, ob man sich für ein Tragetuch oder eine Tragehilfe interessiert, eine Trageberaterin hilft enorm bei der Entscheidung. Nicht nur kann sie das korrekte Binden des Tragetuchs zusammen mit den Eltern und allenfalls einer speziellen Trage-Puppe üben, sie hat auch oft eine grosse Auswahl an Tragehilfen, die ausprobiert werden können. So merkt man schnell, was für einen in Frage kommt und auch bequem ist. Denn es ist wie mit Schuhen: nicht alle passen für jeden Fuss gleich gut. Zwar gibt es mittlerweile auch viele Videos auf Youtube, die das Binden des Tuchs zeigen. Jedoch kann das eine Trageberatung nicht ersetzen weil eine Beraterin vor Ort schnell sieht, wo es noch Verbesserungspotential gibt. Das gemeinsame Üben des Bindens gibt zudem Sicherheit.

Auch wenn Babyfachgeschäfte und sogar Supermärkte mittlerweile die eine oder andere Tragehilfe im Sortiment führen, so verfügen die Angestellten dort nicht über das nötige Beratungswissen und die dort verkäuflichen Tragehilfen sind zwar meist bekannt, aber nicht unbedingt die beste Wahl. Sei es, weil sie ergonomisch nicht ideal sind oder weil es einfach solche gibt, die besser passen würden.

 

Tragetuch als modisches Accessoire

Zum Stichwort Ergonomie: ein korrekt angelegtes Tragetuch wie auch eine korrekt eingestellte Tragehilfe ermöglichen dem Baby die wichtige „Anhock-Spreiz-Haltung“. Das ist die natürliche Haltung, die ein Neugeborenes reflexartig einnimmt, wenn man es hoch nimmt: es zieht die Beinchen an. Diese Haltung unterstützt auch beim Tragen die Hüftreifung. Auch wird die Trageberaterin darauf achten, dass der Rücken des Babys gut gestützt wird. Keine Angst: das klingt vermutlich komplizierter als es ist. Viele Eltern haben den Dreh aber rasch raus und werden zu begeisterten Tragemamas und –papas. Nicht wenige ergänzen ihr Sortiment bald um ein weiteres Tuch oder eine Tragehilfe oder auch mehrere. Sei es, weil es schöne Accessoires sind oder weil Mann und Frau natürlich unterschiedliche Bedürfnisse haben.

Mittlerweile tragen sich sogenannte ATTAs (absolut Tragetuch Abhängige) auch in jensten Facebook-Gruppen, tauschen sich aus, teilen Tragefotos und kaufen, tauschen und verkaufen Tücher und Tragehilfen oder schicken diese „auf Urlaub“. Nicht wenige besitzen 5, 10, 20 oder mehr Tragetücher.

 

Das Tragen fördert alle Sinne

Das muss natürlich nicht sein. Man kommt auch prima mit nur einem Produkt aus. Die Vorteile des Tragens werden die Eltern rasch bemerken. Ihr Baby wird weniger weinen, bei Müdigkeit schnell einschlafen, sich bei Unwohlsein rasch beruhigen, bei Krankheit weniger fiebern. Trageeltern nehmen die Bedürfnisse ihres Babys (z.B. Hunger) rascher wahr und können entsprechend schnell reagieren. Das Tragen fördert zudem alle Sinne. Getragene Babys nehmen mehr von ihrer Umwelt wahr, erleben Kommunikation auf Augenhöhe und durch die Bewegungen wird auch ihre Motorik angeregt. Dies alles kann das Liegen im Kinderwagen nicht bieten. Ganz kleine Babys profitieren zudem von der Körperwärme des Tragenden und geniessen das wohlige Gefühl, das an die Zeit im Bauch der Mutter erinnert.

 

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Interview mit Tamara

Wenn ich – wie ich – neu in der Tragewelt bin, soll ich mich für ein Tuch oder eine Tragehilfe wie z.B. Luemai oder Ergobaby entscheiden?

Das hängt ganz davon ab, ob Du Dir das Binden mit dem Tuch vorstellen kannst. Ich persönlich liebe das Tuch, gerade für Neugeborene, weil es nicht verstellt werden muss, sondern von Anfang an passt und mit dem Kind mitwächst. Zudem ist man später mit dem Tuch auch total flexibel und kann die unterschiedlichsten Bindeweisen ausprobieren, sowohl vorne als auch auf der Hüfte oder auf dem Rücken. Ich finde also, es lohnt sich, sich mit dem Tuch auseinander zu setzen. Es ist auch nicht so schwierig, wie es vielleicht aussieht und bedarf einfach etwas Übung. Eine Tragehilfe kann man sich später, wenn das Kind schon läuft und man etwas „schnelles“ möchte, immer noch anschaffen. Oder für den Mann, wenn er mit dem Tuch nicht zurecht kommt 😉

 

Auf was muss ich achten wenn ich ein Neugeborenes tragen möchte?

Wie bereits oben erwähnt ist die korrekte Anhock-Spreiz-Haltung und eine gute Stützung elementar. Tuch oder Steg der Tragehilfe gehen von Kniekehle zu Kniekehle. Die Knie befinden sich etwa auf Höhe des Bauchnabels beim Baby und der Winkel zwischen den Beinchen beträgt ca. 90 Grad. Viele Tragehilfen, gerade diejenigen mit nicht verstellbarem Steg, passen erst ab Körpergrösse 68 gut. Ein Neugeborenes sitzt dann mit gespreizten Beinen wie im Spagat drin. Das ist für die Hüfte nicht gut. Wichtig ist auch immer, dass das Köpfchen so hoch ist, dass Du es beim Tragen küssen kannst und dass die Atemwege stets frei sind, also bitte nicht den Kopf des Babys komplett mit einem Tuch bedecken oder ähnliches.

 

Kannst du eine Marke empfehlen oder gibt es Lieblingsmarken, die du empfehlen kannst? (Für Tragetücher oder Tragehilfen)

Ich war immer Fan der Tragetücher von Oscha Slings, einfach weil ich deren Designs immer toll fand. Die Qualität übrigens auch. Da kann ich auch jedem Didymos empfehlen. Bei den Tragehilfen mag ich für Neugeborene gerne den Kokadi Flip und den MySol von Girasol. Für Kinder ab Grösse 68/74 ist die Limas Plus gerade ein Renner. Die ist wirklich super und passt auch lange. Für ältere Traglinge (also um die 3 Jahre), fand ich den Huckepack von babyroo enorm bequem. Eine „Kraxe“ kam für mich zum Wandern nie in Frage.

 

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Über die Gastautorin

Tamara Beck bloggt als Mama mal 3 über das Leben mit drei Kindern und ist seit 5 Jahren als Trageberaterin tätig. Mit Nestwärme testet sie regelmässig neue Tragetücher und -hilfen und berichtet darüber. Auf ihrer Website kann man sich aber auch zu anderen bindungsorientierten Themen wie Stillen, Familienbett und windelfrei informieren. Und natürlich findet Ihr auch viel Wissenswertes rund um das Tragen und die verschiedenen Tragesysteme und könnt Euch so schon mal einen ersten Überblick verschaffen.

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Bildquelle:  www.mamamal3.ch

 

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