Kinderhand

Die Prioritäten als Eltern verändern sich – warum ich mein altes Leben doch nicht vermisse!

Ja, so ist es. Die Prioritäten und Alltage, die Gespräche und Abende verändern sich, wenn man Kinder hat. Man spricht oft nur über das Kind, das Organisieren, dessen Wohlbefinden. Und fragt sich erst vor dem Schlafengehen, wie es dem Partner geht (ups, fast vergessen zu fragen?).

Nun ist man einfach froh, wenn am Abend alles aufgeräumt und das Kind im Bett ist.

Oder es mal kurz alleine spielt. Man ist noch froher, wenn man alles geputzt, das Erbrochene entfernt hat und alles wieder normal riecht und das Kind nicht mehr erbricht und schläft; die Kleider in der Wäsche sind und man frisch geduscht endlich Fingernägel schneiden kann. Dabei gehen mir dann so verschiedene Gedanken durch den Kopf. Und ja, Fingernägelschneiden ist für mich entspannender als Fernsehen oder ein Buch zu lesen.

Ich kam vorhin sogar zu einiger Erkenntnis, die ich niederschreiben möchte (ja meine Gedanken funktionieren nach dem Nur-Noch-Funktionieren der letzten Tage wieder ein bisschen), im Hinblick auf meine morgige Reise an den Weihnachtsmarkt mit zwei Freundinnen und nach meinem stressigen Abend mit krankem Kind:

  • Noch vor 3, 4 Jahren waren wir Eltern froh, am Abend in Ruhe zu kochen, essen und dann teilweise etwas Seichtes (wie Der Bachelor) oder unser Lieblingsprogramm (Der Tatort) im TV zu schauen, danach noch zappen und irgendwann müde ins Bett sinken.
    Jetzt sind wir froh, wenn wir einigermassen gleichzeitig essen können (wobei gleichzeitig relativ ist), oder wir essen, und das Kind rast mit seinem Rollator um den Tisch herum…. Und wenn wir dann ins Bett gehen („pssst. ruhig, nicht laut sprechen, mach endlich, es ist wieder so spät und wer weiss wie viele Male wir in der Nacht aufmüssen“) sind wir froh, wenn der Kleine nicht aufwacht und danach niemand mehr schläft (was doch ab und zu vorkommt). Komisch dass er das immer merkt, wenn es still wird und vorher seelenruhig schlafen konnte…. Der Bachelor ist nun zur Entspannungssendung mutiert. Wie tief wir gesunken sind…!
  • Morgen bin ich einfach nur froh, wenn ich im Zug an den Weihnachtsmarkt sitze und hoffen kann, dass der Papa den Laden schmeisst. Was ich mir noch nicht so sicher bin. Ja früher, da musste man sich diese Gedanken nicht machen. Eher: was, wenn der Papa im Ausgang übertreibt oder wie wird die Wohnung wieder aussehen. Jetzt ist es mehr so: Wie viele Mal wird er mich anrufen oder SMS schreiben? Wird das meine Handyrechnung aushalten? Ach ja und was mache ich, wenn das Kind immer noch krank ist? Solche Probleme hatte man früher nicht.  Da konnte man einfach gehen…
  • Vor 4 Jahren waren wir drei Freundinnen am Weihnachtsmarkt, tranken Glühwein um Glühwein, gingen bis am Morgen früh in den Ausgang. Jetzt habe ich schon Angst davor, wie ich eine solche Nacht durchalten soll, lange in den Ausgang – geht das noch? mag ich das? Bin ich nicht um 24h zu müde? Auf den Glühwein wenigstens freue ich mich. Definitiv! Zu hoffen ist, dass die beiden anderen auch trinken – man weiss ja nie… die letzten 3 Jahre hatten wirs nicht wirklich geschafft, entspannt zu dritt zu gehen wie früher: im einen Jahr wars Freundin 1 zu schlecht um zu kommen. Im Jahr davor war sie noch am Stillen. Im nächsten Jahr war ich noch am Stillen….
  • Freunde an einem Samstagabend zum Essen besuchen – so wie wir es Jahrelang gemacht haben. Teilweise auf „Promi-Dinner“-Niveau. Das kannst du jetzt vergessen! Wo sollte der Kleine schlafen? In einem fremden Bett geht nicht, ohne Gitterstäbe noch weniger. Also müssen die Freunde nun zu uns kommen. Doch immer nur einladen ist öde. Und einige kommen dann nicht mehr. Ja so verändert sich das Leben als Eltern…

Doch will ich das alles wieder haben, was ich mal hatte? Nein, das will ich nicht. Vielleicht freue ich mich eine klitzekleine Sekunde lang auf in 10 oder 15 Jahren, wenn solche Sachen vielleicht – man weiss ja nie – wieder eher möglich sind. Alle diese Sachen, die wir früher so gerne gemacht haben und als Selbstverständlichkeit angeschaut haben. Diese ganze Ich-Zeit und Uns-Zeit, die man als Eltern teilweise ganz abgibt. Doch nein, ich will es nicht zurück, denn ich freue mich noch auf alle Abenteuer, die das Leben mir als Mama und uns als Eltern bringt.

Und wenn ich meinen kleinen Sohn lachen sehe, wenn er Freude an seinen Schäfli hat, wenn er seine erste Wortkreation „Mambo“ (aka „BALL“ oder „BALLON“) im Bus gross rausposaunt: Da geht mein Herz auf und das will ich nie mehr missen!

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