Ich habe mich seit mein Sohn auf der Welt ist (und schon vorher) immer mal wieder damit auseinandergesetzt, ob es den richtigen Zeitpunkt für Kinder gibt. Und ist es so, dass Männer viel weniger oft Kinder wollen? Und was, wenn man schwanger werden will, es aber nicht klappt. Dazu einige Gedanken und Erfahrungen von mir.
Irgendwann sagte ich mir: Ja ich will Kinder, und zwar mit allem drumherum: dem nicht mehr Schlafen, den Breiflecken auf dem T-Shirt und dem Spielzeug-Chaos im Wohnzimmer. Doch wusste ich da noch nicht, auf was ich mich einlassen würde und zu einem Tintenfisch mutiere oder ob ich eine gute Mama sein würde. Wichtig aber war die Auseinandersetzung mit mir und dem künftigen Papa, ob wir dieses Leben mit Kindern überhaupt wollten.
Denn vor oder nach 30 überlegt sich wohl jede Frau, ob sie Kinder möchte, wenn sie bis dahin noch keine hat. Diese innere biologische Tick-Tack-Uhr zwingt sie einfach dazu, sich damit auseinander zu setzen (und spätestens, wenn alle rundherum Kinder kriegen und dich fragen, wann du denn endlich ein Kind kriegst, fragst du dich auch). Männer haben diesen Stress jedoch nicht. Viele sind somit auch nicht die, die sich dazu Gedanken machen. Je nach Stand der Beziehung, Alter und Lebensvorstellung sind somit Diskussionen vorprogrammiert. Ich kenne ehrlich gesagt weniger als eine Handvoll Männer, die schon immer Kinder wollten.
Ich weiss noch, als wir noch in der Diskussion um Kinder waren. Ich war schon 33 Jahre alt, und hatte einen Termin bei der Frauenärztin. Sie sagte zu mir, dass es mit steigendem Alter ja immer schwieriger würde, schwanger zu werden. Und das Risiko für Krankheiten und Defekte steige und was, wenn ich mit 40 dann doch entscheide, Kinder zu kriegen, aber es nicht klappe? Und ich müsse mir bewusst sein, ab 35 gelte es als Risikoschwangerschaft! Ich ging raus und fühlte mich elend. Und unter Druck. Dabei hatte ich gerade so eine tolle Stelle, die mir wahnsinnig Spass machte…
Soll nur die Frau entscheiden? Und was, wenn die Frau nicht will?
Was ich nie mehr vergessen werde: Meine Gynäkologin fügte an: Ein Mann habe schlussendlich nicht zu entscheiden sondern die Frau. Der Grossteil liege eh bei ihr. “Wenn er Sie liebt, dann macht er es auch mit!” Sie wollte mich regelrecht dazu überreden. Und sie fügte den zur Diskussion frei stehenden Satz an: „Und Männer können sich sowieso nie entscheiden.“
Nun ja, doch, ich kannte einige wenige. Aber meiner gehörte auch nicht dazu. Ich habe aber auch von Freundinnen gehört, wo der Mann Kinder wollte und die Frau nicht. Irgendwann ging die Beziehung auseinander. Auch im umgekehrten Fall. Das ist immer die Konsequenz, sobald sich ein Paar mit der Frage auseinandergesetzt hat und jeder zu einem Schluss gekommen ist. Das ist auch mein Tipp. Wird man sich nicht einig, sollte man sich trennen. Dass einer bleibt, und leidet, ist aus meiner Sicht keine Lösung.
Nach dem Erlebnis bei meiner Frauenärztin, nachdem immer mehr Freundinnen Kinder bekamen, setzte ich mich noch mehr und noch mehr damit auseinander, beziehungsweise ich wusste da ja schon, dass ich wollte. Nur wie überzeugte ich den künftigen Papa? Da gibt’s nur eins: der Mann muss gezwungen werden, sich damit auseinander zu setzen. Immer und immer wieder.
Und wann also ist dieser richtige Zeitpunkt?
Auch wenn man sich einig ist, Kinder zu wollen. Die nächste Frage ist die, des richtigen Zeitpunktes. Meine Mutter sagte immer: es gibt nie den richtigen Zeitpunkt. Und das stimmt. Vielleicht gibt es Paare, die es wirklich planen, und zum Zeitpunkt, wo es für sie nun stimmt, werden sie Eltern. Bei ganz vielen Paaren jedoch passiert es vor oder nach diesem Zeitpunkt. Und ist das so schlimm? Muss dann, wenn das erste Kind kommt, wirklich schon Haus, leitende Stelle beim Mann, ein super Doppelverdiener-Lohn etc. vorhanden sein? Klar, es vereinfacht das Leben, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind (guter Job, eine Wohnung etc. und man nicht mehr Student ist).
Ich hatte Freundinnen, die wurden mit 21 Mama. Diese Kinder sind jetzt schon Teenies. Doch war ein wichtiger Teil ihres Lebens damals weg, sie konnten weder eine Karriere starten noch reisen, Ausgang etc. mit uns teilen. Dafür machen sie es wohl heute, während wir zu Hause sitzen und Brei pürieren.
Doch das ist nicht mehr der Durchschnitt. Das Alter der Mütter, die Kinder kriegen, steigt stetig in den letzten Jahren. In der Schweiz sind die Mütter knapp 32 Jahre alt (im Durchschnitt). Inzwischen gilt sogar 40 nicht mehr als alt. Und es gibt bekannte Promi-Mütter, die noch mit 50 Mutter werden. Dass die dann 70 sind, wenn ihre Kinder 20 (noch immer in der Pubertät, wenn auch am Ende) sind, stört niemanden.
Diese Frage zu diesem richtigen Zeitpunkt kann wohl niemand beantworten, denn wenn er kommt, ist er einfach da. und dann richten wir uns. Wie wir auch sonst unser Leben ab dem Tag der Geburt ändern, und zwar radikal.
Und der richtige Zeitpunkt für das zweite Kind?
Ging es euch auch so, kaum war das erste Kind da, fragten alle, ob du ein zweites willst? Und spätestens wenn dein Kind 1 Jahr alt wird, beginnt er wieder, dieser Stress? Was, wenn du dein erstes Kind noch etwas geniessen möchtest? Und gar keinen Abstand von weniger als 2 Jahren planst? Oder die Umstände (Job, Hauskauf …) gerade ungünstig sind. Und was, wenn es vielleicht nicht so schnell klappt?
Ich liess vieles auf mich zukommen, die Schwangerschaft, die Geburt, die erste Zeit mit Säugling und hatte keine fixe Vorstellung. Das war für mich der richtige Weg, auch nicht enttäuscht zu werden. Das einzige was ich wusste, als mein Sohn da ist: irgendwann soll es ein zweites Kind geben, ein Geschwisterchen. Und – da waren wir uns einig – der Abstand soll mehr als 2 Jahre sein!
Was, wenn man nicht schwanger wird? Oder es nicht werden will?
Wie stressig es ist, wenn man über 30 ist und immer gefragt wird, wann und ob man Kinder will (oder das zweite) – da bin ich wohl nicht die einzige, die davon zig Beispiele erzählen kann. Ich sagte mir immer, ich will keinen Stress. Wenn es nicht klappen sollte, dann soll es so sein. Ich hätte nie mit ärztlichen Abklärungen und Hilfe aus der Forschung schwanger werden wollen, das war eines der einzigen Dinge, die ich wusste – wegen dem Stress. Man weiss, wie dies eine Beziehung belasten kann. Umso glücklicher war ich, dass es beim ersten Kind beim ersten Mal klappte. Wir sagten ja, jetzt lassen wir es drauf ankommen. Zack, boom! Beim ersten Mal gleich schwanger.
Doch was, wenn es eben nicht so schnell klappt? Ich kenne einige Freundinnen, habe im Netz viel darüber gelesen. Auch PMS (Prämenstruelles Syndrom) ist nicht schön, und auch hier kommt sofort wieder der Stress, jeden Monat, wenn man nicht schwanger wurde, es aber aufgrund der Anzeichen denken würde. Wenn sich dann alles nur noch darauf fokussiert, sich alles nur noch ums Schwanger werden dreht, ist es nicht einfach. Für niemanden. Und wenn man da noch immer gefragt wird, einfach nur unpassend. Deshalb einfach ein kleines Plädoyer an alle, die sich darüber vielleicht wenig Gedanken machen: Seid vorsichtig, eine Frau zu fragen, wann das erste oder zweite Kind denn kommen sollte. Und akzeptiert, wenn eine Frau sagt, sie wolle keine Kinder! Auch das ist etwas, was in unserer Gesellschaft manchmal verpönt ist. Jede Frau entscheidet doch selber, wie sie ihr Leben führen will.
Was denkt ihr dazu?