Wenn du ein Kind hast, das sehr sensibel oder hochsensibel ist, kann es sein, dass eine sensorische Integrationsstörung vorliegt. Dabei kann das Kind nicht alle Informationen, die es über seine Sinne wahrnimmt, verarbeiten. Das Gehirn weiss nicht, was es mit diesen Informationen anstellen soll. Das heisst konkret: Das Kind hat einige Herausforderungen bezüglich seiner Sinne, z.B. fühlt es stärker, es hört besser, es spürt mehr, es hat Kauschwierigkeiten, oder mag keine klebrigen Hände, es fällt oft um, kann keine Schere halten etc.. Viele starke Picky Eater (also wählerische Esser) haben eine leichte oder auch starke sensorisches Integrationsstörung.
In meiner neusten Podcastfolge spreche ich deshalb mit Logopädin Carina Kittelberger.
Was ist sensorische Integration?
Die sensorische Integration bedeutet, dass jeder Mensch in der Lage ist, Sinneseindrücke zu fühlen, wahrzunehmen und zu erleben. Unterschiedliche Sinnesempfindungen stammen sowohl aus dem eigenen Körper als auch aus der Umwelt. Diese werden zum Gehirn weitergeleitet, dort sinnvoll erfasst, eingeordnet, verglichen und gespeichert. Der Prozess der sensorischen Integration beginnt bereits während der Schwangerschaft und ist besonders auch im Kleinkindalter wichtig – weil da viele Verknüpfungen erstellt werden.
Die Sinnessysteme arbeiten normalerweise automatisch und unbewusst zusammen, ohne dass Anstrengung erforderlich ist. Eine sensorische Integrationsstörung tritt auf, wenn das Gehirn das Reizangebot nicht ausreichend gut verarbeiten kann. Dies führt zu einer unzureichenden Übermittlung und Speicherung von Informationen aus dem eigenen Körper. Infolgedessen können Informationen aus der Umwelt nicht koordiniert und angemessen verarbeitet werden. Man spricht davon, dass ein Kind auf Informationen aus den drei Basissystemen entweder übermäßig (hyper), unzureichend (hypo) oder verwirrt (dys) reagiert.
Beispielhaft gibt es im Gleichgewichtssystem überinformierte oder unterinformierte sowie dysregulierte Kinder, ebenso im Hautempfinden. Im tiefensensiblen System (Muskeln, Sehnen und Gelenke) neigen Kinder eher zu Unterinformiertheit, was bedeutet, dass sie ständig nach tiefensensiblen Reizen suchen, um ihren Körper besser wahrzunehmen.
Auffällig werden die Kinder durch z.B.
- verzögerte motorische Entwicklung
- häufiges Stolpern oder Fallen, „Tolpatschigkeit“
- Angst und Unsicherheiten beim Klettern oder Schaukeln
- mangelndes Sozialverhalten, z.B. plötzliche Wutausbrüche, Aggressivität, Ängste und mangelndes Selbstvertrauen
- mangelnde Körpereigenwahrnehmung, z.B. falsches Abschätzen von Gefahrenquellen und fehlende Kraftdosierung
- Ungeschicklichkeit beim Malen und im Umgang mit einem Stift, einer Schere oder Besteck / Werkzeug
- Verspätete und unklare Entwicklung der Händigkeit
- Mangelnde Konzentration und Aufmerksamkeit, wenig Ausdauer sich mit Spielen auseinanderzusetzen
- Schulische Leistungsfähigkeit ist behindert, z.B. Teilleistungsstörungen, Lese-Rechtschreibschwäche und Legasthenie
- Dyskalkulie
- Sprachliche Entwicklung ist verzögert
- Geräuschempfindlichkeiten
Picky Eater (wählerische Kinder) und sensorische Probleme – Zusammenhang
Viele Kinder, die typische Picky Eater – also sehr wählerische Esser – sind, haben bei der sensorischen Integration ein Manko. Das heisst, sie haben Probleme mit der Temperatur von Speisen, sie können nichts klebriges in die Hände nehmen, sie spielen nicht mit dem Essen, sie wissen nicht, wie man mit vermischten Dingen im Mund umgeht, sie haben Probleme mit verschiedenen Konsistenzen.
Mit der richtigen Strategie kann man aber üben, dass die Sinne wieder gut zusammen funktionieren. Eine Therapie erfolgt meist über eine Ergotherapie oder Logopädie. Auch Ernährungsberater können unterstützen.
Ich spreche deshalb in der neusten Podcastfolge mit der Logopädin Carina Kittelberger darüber, welche Herausforderungen Kinder haben können und wie ich als Picky Eater Coach und Carina als Logopädin unterstützen können.
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