Vor einer Woche fand mein erster eigens organisierter Event statt: ich habe Familien und Blogger eingeladen, eine Führung durch ein Gewächshaus zu machen und live zu sehen, wie die moderne Gemüseproduktion aussieht. Ich wollte damit den Kindern und Erwachsenen zeigen, woher das Gemüse, das sie normalerweise im Supermarkt kaufen, eigentlich kommt.
Wir alle gehen oft täglich in den Supermarkt einkaufen. Viele Kinder jedoch kennen nur noch das. Sie wissen oft nicht mehr, woher ihre Lebensmittel wirklich kommen. Gerade wenn man in der Stadt wohnt, ist ein Hofladen oder Bauer nicht um die Ecke. Ich habe schon erschreckende Geschichten gehört, in welchen Kinder sagten (und es auch so meinten), die Milch komme aus dem Tetrapack. Sie wissen nicht mal mehr, woher die Milch wirklich kommt. Ebensowenig wissen viele Kinder (und auch Erwachsene) nicht, wie eine Gurkenpflanze oder eine Aubergine aussieht und wächst.
Zum Glück ist es wieder Trend geworden, selbst auf dem Balkon in den Städten oder im eigenen Garten Tomatenpflanzen und weiteres Gemüse anzubauen. Oder es gibt in Schrebergärten auch Junge, die einen eigenen grossen Garten haben. Gärtnern mit Kindern ist enorm wichtig, damit sie wissen, wie eine Pflanze entsteht und schlussendlich daraus ein Gemüse oder eine Frucht wächst.
„Die Bevölkerung informieren über Saisonalität, Regionalität und die Arbeit der Gemüsebauern – das ist mir ein wichtiges Anliegen.“
Da ich schon seit bald 7 Jahren in der Gemüsebranche arbeite, ist es mir schon lange ein Anliegen den Konsumentinnen und Konsumenten zu zeigen, wie das Gemüse wächst, wie der professionelle Gemüsebau aussieht und welche Arbeit dahinter steckt.
Die Leute sollen wissen, woher das Gemüse kommt
Bei meinem früheren Arbeitgeber wurde ich als Pressesprecherin oft von den Medien kontaktiert, wenn das Wetter zu heiss oder zu nass war. Man wollte dann die Schlagzeile «Kein Schweizer Gemüse mehr» sehen. Ich erklärte dabei gerne, wie die Situation war. Denn das wichtigste Kriterium beim Gemüsebau, welches niemand beeinflussen kann, ist das Wetter. Hinzu kommen oft Fragen zu den Preisen. Warum ist jetzt das Kilo Tomaten so teuer? Oder die Spargeln aus der Schweiz? Nun ja, auch hier wieder: Die Gemüsebauern sind zwar innovativ, es werden neue Maschinen erfunden, es gibt immer neuere technische Hilfsmittel. Karotten werden nur noch mit einem Karottenernter geerntet. Und doch ist noch ein Grossteil Handarbeit, bei der Pflege aber vorallem der Ernte. Deshalb werden auch viele Erntehelfer gebraucht, und die brauchen Löhne. Und in der Schweiz haben wir die höchsten Löhne überhaupt. Das macht den Preis aus.
«Bei den Spargeln beispielsweise, wo jeder Spargeln einzeln gestochen werden muss, sind die Personalkosten an den Gesamtproduktionskosten etwa 50%!»
Und zuletzt war es mir schon immer ein Anliegen, die Bevölkerung zu informieren, wann welches Gemüse Saison hat, wann es von hier ist und wann nicht. Wer im Dezember Tomaten, Erdbeeren oder Spargeln kauft, ist Off-Season. Dann wächst bei uns einfach kein solches Gemüse, sondern Wintergemüse wie Wirz, Nüsslisalat (Feldsalat), Chicorée, Zuckerhut, sowie das Lagergemüse Karotten, Kartoffeln, Randen, Sellerie etc. Es gibt Gründe – die wiederum beim Wetter und dem Klima liegen – warum jedes Gemüse bei uns seine Saison hat. Und wer ökologisch unterwegs ist, sollte diese Saison kennen und das Gemüse nur dann kaufen, wenn es von hier ist. Damit vermeidet man unnötige Transporte. Für mich der wichtigere Grund ist aber: Das Gemüse aus Spanien, Italien oder Frankreich wird oft nicht reif geerntet, und hat deshalb weniger Geschmack. Ausserdem wissen wir nicht genau, welche Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden. Und zuletzt wurden die Erntehelfer viel weniger gut bezahlt und haben oftmals keine Arbeitsverträge, keine richtige Unterkunft.
«Deshalb finde ich es schön, den Trend zu beobachten, dass Regionalität wieder an Wichtigkeit gewonnen hat!»
Gewächshausführung für Interessierte Blogger und Familien
Schon länger geisterte die Idee in meinem Kopf und ich habe mit meinem befreundeten Gemüseproduzenten Pascal Gutknecht immer mal wieder darüber gesprochen. Diesen Frühling dann machten wir Nägel mit Köpfen und sagten: wir versuchen es nun mal, organisieren eine solche Führung und schauen, was sich daraus ergibt.
Der Tag war sehr heiss, es war Ende Juni. Das Gewächshaus dementsprechend heiss.
Wir starteten im gekühlten grossen Hofladen, wo Pascal Gutknecht kurz etwas zum Betrieb, der als Betriebsgemeinschaft von drei Gemüsebauern geführt wird, einer davon ist Bio.
Weiter ging es direkt ins Tomaten-Gewächshaus, welches durch eine Scheibe abgetrennt an den Hofladen grenzt. Dort erklärte ich und anschliessend Pascal Gutknecht, wie die Tomaten seit Ende Januar wachsen, bis zu 11 Metern lang werden (sie werden an Schnüren befestigt und in einem grossen Bogen gezogen). Zu den verschiedenen Sorten erklärte der Gemüseproduzent ebenfalls, dass es im Hofladen beliebt sei, eine grosse Vielfalt anzubieten, die Konsumenten schätzen dies heute wieder mehr. Während Pascal erzählte, stibitzten einige der kleinen Kinder immer wieder die süssen Cherry-Tomaten direkt von der Pflanze.
„Je kleiner die Tomate, desto süsser – umso grösser also der Zuckergehalt. Auf die Farbe kommt es aber nicht an, eine grüne oder schwarz gestreifte kann auch sehr süss schmecken.“
Weiter erklärte Pascal Gutknecht, wie die Hummelvölker im Gewächshaus wohnen, und täglich die Tomatenblüten bestäuben. Es wird zudem mit Nützlingen gegen Schädlinge vorgegangen und insgesamt sehr wenig Pflanzenschutzmittel eingesetzt – auch wegen den Hummeln.
Die Führung ging weiter, vorbei an Spitzpaprika-Pflanzen, Auberginen, Rispentomaten, Fleischtomaten, San Marzano Tomaten in grossen Mengen (für den Detailhandel) bis zu den Gurkenpflanzen, die in einem weiteren Gewächshaus frisch gesetzt waren, da die letzten gerade geerntet wurden vor 1 Woche.
Tomatendegustation und zufriedene Gesichter
Nach etwas mehr als einer Stunde waren doch alle froh, in der kühlen Pergola angekommen zu sein, wo frisches kaltes Wasser und Tomaten in allen Farben warteten.
Für die ganz kleinen gab es zudem vom Start-up Yamo (www.yamo.ch) Obst- und Getreidebrei als Erfrischung – da Yamo in der Schweiz frischen Babybrei herstellt, haben sie auch an der Führung teilgenommen.
Die Tomaten schmeckten allen sehr gut, die Gemüsedips ebenso und es gab rundum zufriedene Gesichter. Ich hoffe, es gingen alle mit einem neuen grossen Erfahrungsschatz nach Hause und dass sie anderen Kindern und Familien noch lange davon erzählen, wie eindrücklich die Welt im Gewächshaus ist.
Vielen Dank an Pascal Gutknecht, für die Führung und die Tomatendegustation – und vielen Dank an alle, die gekommen sind!