Miss Broccoli

Entthronung des Erstgeborenen – 1 Jahr danach

Vor der Geburt meines zweiten Sohnes bin ich nur ab und zu über das Wort „Entthronung“ gestolpert und habe ihm wenig Beachtung geschenkt. Da das Thema ab dem Tag der Geburt ein grosses wurde, habe ich mich informiert, eingelesen und wir hatten sogar ein Familiencoaching – denn die Monate nach der Geburt waren alles andere als einfach. Wie wir es geschafft haben, wieder einen normalen Alltag zu haben und wie sich unser grösserer Sohn an die neue Konstellation gewöhnt hat, erzähle ich euch gerne. Vielleicht könnt ihr den einen oder anderen Tipp mitnehmen.

 

Mit der Geburt des jüngeren Sohnes wurde der erste regelrecht entthront

Und entthront heisst hier: er hatte die Mama nicht mehr für sich. Er, der sehr Mamabezogen war, der 3 Jahre und fast 3 Monate ausschliesslich mit Mama unterwegs war, musste zusehen, wie Mama nicht mehr so für ihn da war, wie er es kannte und liebte. Plötzlich „musste“ er mehr Zeit mit dem Papa verbringen. Und er zeigte es uns unmissverständlich, dass er mit der neuen Situation nicht klar kam.

Von schreien und weinen, nicht von Mama wegwollen bis zu  schlimmen Trotzreaktionen kam alles. Teilweise mehrmals täglich. Bei uns fehlte, was viele andere mir erzählten: der fürsorgliche grosse Bruder, der uns helfen konnte, der mit uns kuscheln konnte, oder die Zeit alleine mit Papa geniessen.

Obwohl er wohl mehr Geschenke zur Geburt seines kleinen Bruders bekommen hatte, als das Baby selbst oder zu Weihnachten!

 

Vorbereitung aufs Geschwisterkind

Es begann bei uns schon im Spital: Der zweite Sohn wurde am Morgen früh geboren. Am späteren Nachmittag kam der Papa mit dem grossen und wollte uns besuchen. Klar war der grosse gespannt und freute sich irgendwie, schliesslich haben wir ihn auch gut darauf vorbereitet (so gut man das kann). Was haben wir zur Vorbereitung gemacht?

 

Wie sahen die ersten Wochen nach der Geburt und Entthronung aus?

Das Mamakind blieb ein Mamakind und er leidete, da ich plötzlich so viel weniger Zeit für ihn hatte. Am schlimmsten für uns Eltern war wohl: Papa wollte mich unterstützen, mit dem grossen raus, in den Wald oder einkaufen. Doch jedes Mal gab es ein grosses Theater, da Mama nicht dabei war. Papazeit konnte er in dieser Anfangszeit nicht geniessen. Er haute ihn sogar öfter. Ich glaube auch er hatte Angst, dass ich plötzlich wieder weg war.

Erklärungen halfen wenig. Teilweise konnten wir den grossen überreden, dass es später noch mit mir etwas unternehmen durfte. oder wenn er mit einkaufen ginge, dass er dort ein Brötchen bekommt oder ausnahmsweise mal Schokolade.

 

Der grosse Bruder befand sich zwischen Wut, Verzweiflung und Eifersucht

Dies zu erkennen brauchte nicht sehr viel, doch wie reagieren? Ab und zu half es, ihn zu den Grosseltern zu bringen, für 2, 3 Stunden – denn dort liebte er es zu sein, er liebt seine Grosseltern und er hatte eine 2:1 Betreuung, die ihm gut tat.

Als nach ca. 5 Wochen der Papa wieder voll arbeiten ging und ich die ersten Tage ganz alleine mit zwei Kindern hatte, wurde es aber nicht einfacher. Mein Baby wollte ca. alle 2.5 Stunden trinken. Diese Momente waren dann am schwierigsten, denn dann hatte der grössere Unsinn im Kopf: einmal leerte er viel Wasser aus, oder rollte alle Haushaltsrollen aus, er machte auch Sachen kapputt oder störte mich einfach beim stillen. Leider war sein kleiner Bruder empfindlich auf Lärm während dem Stillen. Wie also sollte ich es hinbekommen, an einem ruhigen Ort zu stillen, ohne gestört zu werden? Unmöglich teilweise.

Zum Glück halfen an schlimmeren Tagen die Grosseltern aus.

Bald merkte ich auch, dass ich einfach viel raus muss (was man ja im Wochenbett noch nicht sollte, aber egal). Wenn wir draussen waren, ging es immer am besten. (Obwohl dann der grosse auch in den Wagen wollte und plötzlich nicht mehr laufen konnte!)

Drinnen passierte es mir immer wieder, dass ich laut wurde. Dass er mir nicht zuhörte. Dass ich es nicht schaffte, allen Bedürfnisse gerecht zu werden. Ich ging wohl am meisten unter doch das zählte dabei wenig.

 

Irgendwann wurde es besser: die Wendung – der entthronte Bruder akzeptiert die Situation

Die ersten paar Monate waren doppelt schwierig, da wir den grossen noch wickeln mussten. Zum Glück kam etwa nach 4 Monaten die Wendung. Denn oft durfte nur ihn wickeln und das war einmal mehr ein Frust-Trigger, denn der Papa wollte mich ja entlasten, ich durfte nicht so schwer tragen und hätte gerade einige Minuten für mich gehabt. Aber nein, er wollte es nicht. Oft gab es so frustrierte Stunden. Hinzu kam, dass der grosse kurz vor der Geburt aufgehört hatte, Mittagsschlaf zu machen. Auch das hätte ich dringend brauchen können und fiel weg.

Hinzu kam, dass die Nächte schwierig wurden. Der grosse – der beste Schläfer bis jetzt – wollte nun oft zu uns. Klar, Mama war immer mit diesem Baby und da wollte er das auch. und brauchte die Nähe. So teilten wir uns auf und ich schlief mit dem Baby im Gästebett, der Papa mit dem grossen im oberen Stock und er konnte dort zum Papa unter die Decke, wenn er Nähe brauchte und weckte mich nicht (weil es natürlich meist genau dann war, wenn ich und das Baby für einmal schliefen).

 

Was haben wir gemacht, damit die Situation besser wurde?

 

Konkrete TIPPS aus meinem Alltag mit zwei Kindern

Hier sind einige alltagstaugliche Tipps, wenn du ein kleines Baby zu Hause hast. Ich muss dazu sagen, dass bei uns auch mit 4 Jahren noch kein Tablett oder Handy fix im Gebrauch ist und wir unseren Sohn nicht einfach vor dem TV parkieren.

 

Wann wurde es besser? Fazit nach 1 Jahr

Nach 8, 9 Monaten wurde es besser. Aber es dauerte lange. Irgendwann merkte ich, dass der grössere Sohn die Situation akzeptierte. Und er merkte, dass sich nichts weiter ändert. Das nach der grossen Veränderung, dem Baby, alles blieb, wie es nun war. Er ging plötzlich wieder mit Papa weg. Er fragte nach seinem kleinen Bruder, oder ob sie zusammen in die Kita gehen. Oder ob wir zu viert irgendwohin gehen.

Mit dem Krabbeln des Kleinen fing es zwar wieder an, schwieriger zu werden. Ab jetzt gab es Eifersucht und Streit. Der Kleine – wohl ebenfalls sehr Mama- bzw. personengebunden – fing auch schon früh an (finde ich), Eifersucht zu zeigen. Ich kann bis heute fast nicht ein Buch anschauen und beide auf den Knien haben. Sie wollen mich beide immer nur für sich alleine. Also teile ich die Spielzeiten auf. Und doch können sie jetzt nach einem Jahr auch mal 10 Minuten zusammen spielen, ohne dass der Kleine alles kaputt macht. Sie fahren hinter einander mit Traktoren her, sie machen Fangspiele rund ums Sofa, verstecken sich in einer Höhle oder bauen Lego (also der Grosse, der kleine spielt mit den Bausteinen und tut so als ob). Oder sie können zusammen lachen und blödeln – das machen sie gerne. Sie vermissen sich und lieben sich – und doch sind sie zwei Brüder, die wohl ganz normal streiten und sich wieder vertragen können.

Ich bin inzwischen guter Dinge, dass es nun besser wird, je älter der Mini ist. Dass sie irgendwann gut zusammen spielen und dies auch schätzen.

Was ich aber nach ca. 11 Monaten merkte: ich hatte zu wenig zu mir geschaut. Die ganze Sache, das ganze Jahr mit wenig Schlaf, anstrengenden Tagen, nie eine Nacht durchgeschlafen und wenig Pausen an meinen Kinder-Tagen zehrte, so dass mein Körper reagierte. Ich achte seither noch mehr auf mich und dass ich zu meinen Ich-Zeiten und Ruhepausen komme.

 

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