Bin ich eine Supermom? Oh nein, ganz und gar nicht. Eigentlich eine rhetorische Frage, oder? Oder sagst du, liebe Leserin oder lieber Leser jetzt: „Ja sicher, ich war oder bin das immer/ab und zu/das auch schon gewesen?“
Und doch gibt es diese Momente, da hat man Superkräfte…. kennst du die auch? Ich erzähle dir weiter unten, welche ich meine. Und warum ich diese Frage überhaupt stelle.
Dieses Jahr werde ich leider nicht an der Swissblog Family dabei sein können – zu nahe ist der Termin an meinem Geburtstermin. Ich bin zwar risikofreudig (schliesslich habe ich mich für Familie entschieden) aber nicht so sehr, dass ich dann irgendwo ein einer anderen Stadt mit Wehen stehen würde….. Trotzdem nehme ich an der Blogparade* zum Thema #SuperMomDad teil, denn das Thema reizt mich: Die Veranstalter rufen auf, zur Blogparade über Supermoms und Superdads zu schreiben.
Kleiner Nachtrag am 11.11.2018: Ich habe übrigens mit diesem Artikel den 2. Platz gewonnen! Wohooooo – vielen herzlichen Dank den Veranstaltern!
Diese perfekten Mütter, diese Über-Mütter …
Ich zähle mich eigentlich zu den ganz normalen Müttern. Zu denen, die sich auf ihren Instinkt verlassen, sicher nicht perfekt sind aber einiges richtig machen, ohne einer strengen Theorie zu folgen. Ich würde behaupten, davon gibt es sogar ziemlich viele. Jede hat wohl einfach ihre eigene Schmerzgrenze zum Unperfekt sein. Und ja, auch ich bin nicht perfekt: ich habe mein Kind auch schon angeschrien, es streng dazu angehalten, schnell zu machen, damit wir den Bus nicht verpassen, die Nerven verloren (gerade jetzt in der Schwangerschaft) oder liess es mal frustriert stehen. Ich bin nicht immer nur bindungsorientiert und fröhlich unterwegs und gerade die Trotzphase ist für alle Beteiligten nicht die einfachste, sie zehrt an den Nerven.
Vor kurzem habe ich übrigens dieses Buch rezensiert „Mama kann nicht kochen“ und meine ganz persönliche Liebeserklärung an alle unperfekten Mütter verfasst. Denn niemand ist immer perfekt, keine Mama, kein Papa und deshalb sollte man einfach mal schauen, in welchen Situationen man sich selbst als Supermom fühlt – und diese Momente auch mal geniessen. Denn diese Situationen gibt es. Ihr alle habt sie schon erlebt.
Aber nochmals zurück zum Perfekt-Sein: Ich habe eine Abneigung gegen die nach aussen perfekt scheinenden Mütter. Die Mütter, die die Wahrheit mit riesigen Löffeln gegessen haben, alles zu wissen scheinen, was richtig ist, alles kritisieren, was nicht mit ihrer Erziehungstheorie zusammenpasst. Diese Mütter die basteln, backen, lustige Kindergeburtstage feiern, die Kinderzimmer 1:1 nach Möbelhäusern einrichten etc….. Doch dann rufe ich mir jeweils in Erinnerung: aber hey, ich schaffe es ja auch, dass mein Sohn bisher relativ gut erzogen ist, ich alles unter einen Hut bekomme (Haus, Garten, Kind(er), Organisation, Job, Blog, Beziehung, Freunde) ohne ein Burnout bekommen zu haben.
Seit ich selbst Mama geworden bin weiss ich: Keine Mutter ist perfekt, auch kein Vater. Es gibt sie schlicht nicht, diese perfekten Über-Mütter, sie tun nur gegen aussen so, wenn wir auf sie treffen, ober haben Instagram-Accounts, die so aussehen. Einige erfüllen vielleicht Teile davon. Jede hat aber mal Ängste. Macht mal Fehler, weiss nicht weiter, oder ist überfordert. Und das tut gut zu wissen! Ha, denn es geht allen gleich. Niemand ist immer nur Supermom oder Superdad.
Es gibt aber diese Augenblicke, da fühle ich mich als Supermom. Oder diese Situationen , in welchen ich mich supermom-like verhalten habe, sogar überlege, ob ich über Superkräfte verfüge und über mich selbst heraus wachse.
Wann bin ich denn Supermom?
Also grundsätzlich habe ich den Anspruch ja gar nicht, Supermom zu sein, wie ich hier schon erklärt habe (ausser wir halten fest, dass jede Geburt eine Supermom-Leistung ist). Und ich bewundere auch andere nicht dafür oder habe den Anspruch, dass sie es sind. Aber: wir alle haben Zeiten, da dürfen wir auch mal stolz auf uns sein, oder uns gut fühlen, dass wir alles geschafft haben. Wir bekommen es schliesslich nicht täglich zu hören, dass wir so Herausragendes leisten. Aber es geht darum, dass wir auch mal stolz sein können, die Vereinbarkeit (gerade für mich als Workingmum) von Job, Familie, Kindern etc. unter einen Hut zu bekommen, in dieser Welt zu bestehen. Denn es ist so: unsere Welt ist eine anstrengende, mit vielen Reizüberflutungen, Zwängen von allen Seiten, Regeln. Und Eltern zu sein besteht nun mal oft aus einem riesigen Berg an Organisationstalent, Sich-zurück-stecken, wenig Ich-Zeit, wenig Schlaf, viel Geben.
Bei mir gibt es diese Supermom-Momente
Ich fühle mich manchmal schon dann gut, wenn ich es geschafft habe, einen stressigen Tag mit vielen Terminen organisiert und erfolgreich erledigt zu haben: Am Vorabend hatte ich bereits alles vorbereitet und nichts vergessen (und ja ich gebe zu, bei uns bin ich das Organisationstalent und an alles denken müssende); das Kind wurde am Tag X rechtzeitig aus dem Bett geholt, angezogen, wir sind ohne grosse Diskussionen rechtzeitig aus dem Haus, haben alle Termine ohne Verspätungen erreicht, Kind wieder abgeholt, alles richtig eingekauft, noch frisch ein Nachtessen gekocht, mit dem Kind Bücher geschaut und es zu Bett gebracht. Diese Tage; wenn ich die geschafft habe, fühle ich mich zwar leer aber auch gut. Nur ganz ganz selten schleicht ein Gedanke vorbei, der ungefähr so aussieht „In einigen Jahren wird es besser, da habe ich dann mal wieder Zeit für mich, die Kinder sind selbständiger, und ich kann auch mal wieder zum Sport oder einen Abend weg und der Laden läuft ohne mich!“. Da passt diese Beobachtung einer anderen Mama, die über ihr Leben lästert, gut.
Superkräfte als Supermom – ich habe sie!
Noch mehr fühle ich mich als Supermom in ganz kleinen Situationen. Dann fühle ich mich wie Superman (oder Superwoman). Deshalb passt der Begriff „Supermom“ auch so gut!
Ich habe mir, seit ich Mama geworden bin, eine schnelle Reaktionsfähigkeit zugelegt:
Ich schaffe es öfters mal, wenn mir ein Gewürzglas in der Küche runterfällt, es trotzdem auf halbem Weg noch aufzufangen. OHNE DASS ES AUF DEM BODEN LANDET. Und ich noch putzen hätte müssen (Zeit und Nerven gespart).
Oder ich kann kochen, Tisch decken und gleichzeitig das Kind in der Küche beschäftigen, ohne dass jemand zu schaden kommt und ich ein zu grosses Chaos aufräumen muss (einzige Niederlage: weder ich noch der Papa haben es geschafft, das Kind aus der Küche zu locken, damit es mit dem Papa spielt oder ein Buch anschaut – es WILL EINFACH IN DER KÜCHE HELFEN).
Oder ich schaffe es, so vorauszuschauen, dass ich sehe, wann das Kind drauf und dran ist, den Becher umzuschmeissen weil es etwas anderes vom Tisch holen will.
Oder die Kinderhand, die so schnell ist, dass ich fast nicht denken kann, die den Avent Becher (den ich momentan, solange das Baby noch keinen Brei isst) als Mini-Tupper benutze, von der Küchenablage holt, weil ich gerade neue Gummibärchen abgefüllt habe (ja wir üben aufs WC gehen, die Belohnung ist im Avent Becher).
Ich bin oftmals so schnell, dass ich selbst überrascht bin über meine Super-Reaktionszeit. Ha. Da fühle ich mich dann als Supermom. Das sind aber nur einige Sekunden. Kennt ihr das? Und wusch ist es wieder weg, das Gefühl. Nämlich dann, wenn das Kind schreiend am Boden liegt. Oder an meinem Bein zieht. Oder den Traktor quer durchs Wohnzimmer wirft aus Frust. Da reagiere ich dann manchmal wieder nicht mehr so Supermom-like. Tja….
Erkenntnis: Wir alle sind Supermoms und Superdads – und geben unser Bestes
Ich könnte jetzt noch weitere Themen anschneiden. Zum Beispiel, ob wir eine Superfamilie sind (was auch immer die Definition nun dafür wäre) – doch das sind wir nicht. Wir machen unsere Fehler und sind in den Augen anderer vielleicht hier mal spiessig, da mal zu streng, dort mal zu wenig bedürfnisorientiert, da mal zu strikt in der Ernährung etc. etc. Ich selbst versuche nicht, andere zu schubladisieren – leider machen es viele Mütter (und Väter) doch. Ich könnte auch viel über Väter und ihre Rolle in ihrer Gesellschaft schreiben (warum der Papa bei uns Zweifel hat, ob er an seinem freien Papatag auf dem Spielplatz als einziger Mann nun bewundernde Blicke oder kritische Blicke erhält. Ob er als einziger Mann ins Muki-Turnen soll – und sich so wohl fühlt, zwischen all den Mamas und Supermamas?).
Ja, unsere Gesellschaft ist noch nicht ganz da, wo ich sie mir wünsche – gerade in Bezug auf Teilzeit-Papas und Vollzeit-Mamas. Oder den Mutterschaftsurlaub. Aber das wäre nun Stoff für einen anderen Artikel. Das System der Kita und externen Kinderbetreuung in der Schweiz, das oftmals nicht vorhandene Verständnis von Firmen und Chefs für unterschiedliche Familienmodell, die Unflexibilität von Firmen etc. spreche ich nun lieber nicht auch noch an…
Und zum Abschluss: Wenn es euch interessiert: so sieht mein Alltag als Mama-Foodbloggerin aus – wenn ich ein schönes Foto machen will mit hungrigem Kind daneben … Ja, das Leben als Eltern ist kein Zuckerschlecken und doch haben wir es so gewollt. Vielleicht genau deshalb, damit wir uns ab und zu als Supermoms und Superdads fühlen, und über unsere eigenen Kräfte hinauswachsen. Und schlussendlich gilt doch einfach, dass wir uns Mühe geben, und nur das Beste für unsere Kinder wollen. Da braucht es keine Superkräfte dafür.
*Mehr zur Blogparade findet ihr bei der Swiss Blog Family und auf Social Media unter diesen Hashtags: #SuperMomDad, #PhilipsAvent und #Philips
Bildquelle: Miss Broccoli und www.pixabay.com
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