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Mama kann nicht kochen – meine Liebeserklärung an unperfekte Mütter

Eigentlich sollte dieser Artikel eine Buchrezension werden. Das Buch „Mama kann nicht kochen“ erschien nämlich gestern und ich durfte vorab ein Rezensionsexemplar lesen. Ich wusste nicht ganz, was mich erwartete, der Titel sprach  mich aber natürlich an. Dass es darum geht, wie perfekt unperfekt man als Mutter sein darf, wurde mir schnell beim Lesen klar. Und deshalb gibt es von mir mal ein ganz persönliches Statement dazu.

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Das Buch: eine witzige Idee mit einem wichtigen Thema: darf eine Mama unperfekt sein?

Zuerst aber mal zum Buch. Entstanden ist die Idee von den zwei Brüdern, die erst 10 und 11 Jahre alt sind. Sie fassen in amüsanten Kurztexten zusammen, welche Unfälle es in der Küche ihrer Mutter schon gab. Vom verbrannten Apfelkuchen über  das Brot, mit welchem man eine Burg erobern könnte. Die Mutter der beiden Autoren Martin und Camilo Jaschke kann wohl wirklich nicht kochen oder backen. Und doch ist es für sie die tollste Mutter der Welt. Und genau darum geht es in dem Buch.

Neben den verschiedenen Kurztexten der beiden Brüder haben zehn prominente Mütter eine Liebeserklärung ans unperfekte Mutterdasein verfasst. Diese Texte sind ebenfalls Bestandteil des Buches und sehr interessant zu lesen. Es gibt Denkanstösse, es werden Situationen erwähnt, die mich schmunzeln lassen und oft mals nickte ich hiemlich (beim Lesen im Zug).

Ich bin beispielsweise mit Nathalie Sassine-Hauptmann einig, dass wir Mütter, die die Kinder zur Welt bringen, alle nur das Beste für sie wollen. Doch dazu muss man nicht perfekt sein.

 

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Interessant sind auch die Ausführungen von Nadja Zimmermann (von www.loumalou.ch) über den Stress als Mutter, perfekte Event-Kindergeburtstage zu organisieren. Oder dass Karriere und Familie so einfach nicht möglich sind und man als Mutter einfach auch mal Fehler macht. Wie ihr ist auch mir die gesunde Ernährung der Kinder wichtig, da lege ich den Fokus, anderes ist dann einfach auch mal egal.

 

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Ich bin ausserdem mit Andrea Jansen von einig www.anyworkingmom.com einig, dass sie die Facebook Gruppen meidet und sich dafür schämt, wenn diese ach so perfekten Über-Mütter über andere richten, nur weil diese es anscheinend weniger gut machen. Sowieso bin ich mit ihr einer Meinung, wenn es um das eher schlechte Schweizer System bei der Kinderbetreuung oder beim Vaterschaftsurlaub geht. Wie soll man da noch eine perfekte Mutter sein können?

Schön sind auch die Ausführungen von Daniela Schiftan, wie sich Rollen und Familien mit der Ankunft eines Kindes verändern. Und wer welche Verantwortungen trägt. Und dass für eine funktionierende Beziehung beide genau gleich zuständig sind und gegenseitige unausgesprochene Erwartungen kontraproduktiv sind. Die Mütter sind weder nur in der Opferrolle, noch sind die Väter die schlechten.

 

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Nachdem ich das Buch ziemlich schnell gelesen habe und wirklich Freude hatte, es fast in einem Zug zu lesen (so dick ist es nämlich nicht), dachte ich nun: und hier kommt meine Liebeserklärung!

 

Liebeserklärung #11 an perfekt unperfekte Mütter

Ich setze mich ehrlich gesagt wenig damit auseinander, ob ich eine perfekte Mutter bin. Wenn ich darüber nachdenke, bin ich es ganz sicher nicht. Doch will ich das sein? Was heisst überhaupt perfekt?

Wahrscheinlich ist das mein eigener Selbstschutz, dass es mir egal ist. Und doch gibt es Situationen, die mich stressen (können) oder in denen ich denke: oh, macht die es gut und warum kann ich das nicht? Ich glaube aber, dass ich hier einen gesunden Instinkt habe, der schon in der Schwangerschaft meines ersten Sohnes begann: ich hatte einfach nicht sehr viele Erwartungen. So konnte ich einerseits nicht enttäuscht werden, aber andererseits wusste ich, dass ich es schon richtig machen würde. Hätte ich z.B. die Vorstellung gehabt, mein Kind müsse dann so und so schlafen oder so und so essen, dann wäre ich vielleicht enttäuscht geworden. Nein, ich nahm mein Baby einfach, wie es war und blieb flexibel. Ich vertraute auf mich. Das rettete mir sicher viele Unannehmlichkeiten oder Missverständnisse mit mir selbst. Oder mit anderen. Klar wird man als Mama gefragt, wie man was macht. Und jeder will es besser wissen, Ratschläge von links bis rechts, bereits in der Schwangerschaft. Das kann nerven. Doch man darf als mutter auch mal sagen, dass man keine Tipps will.

Schlussendlich gilt einfach auch, dass es für mich und meinen Partner – oder für uns als Familie stimmt, wie wir es machen. Ich habe deshalb keinen Anspruch an Perfektionismus. Erwarte aber von anderen, dass sie ihn ebenfalls nicht an mich haben. Was auch immer eine perfekte Mutter ist. Denn hier beginnt es: was macht eine Mutter aus, dass sie als perfekt wahrgenommen wird? Ist es diejenige, die jeden Tag ganz viel mit ihren Kindern bastelt, zu jedem Kindergeburtstag hunderte von verschiedenen Muffins und Kuchen in allen Farben und Formen oder Themen auftischt, oder ist es die Mutter, die ihr Kind frühfördert, die ihr Kind nur im Tragetuch trägt und windelfrei erzieht? Wir haben unsere Gründe, warum ein Familienbett nicht möglich ist. Oder warum unser Kind am Tisch einige Regeln einhalten sollte. Sind wir deswegen eine schlechtere Familie?

 

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Was mich am meisten nervt sind Menschen (und ich sage nun bewusst nicht Mütter), die über andere urteilen, ohne deren Geschichte oder Familie zu kennen. Klar habe ich mich schon ertappt und mich gefragt, ob diese Mutter es ernst meint, wenn sie ihrem 2-jährigen Kind täglich Schokolade gibt und es die ganze Zeit Rivella trinken darf. Doch dann sage ich mir einfach: ich mache es zwar nicht so, diese Mutter wird nicht alles falsch machen und wenn ihr die Ernährung weniger wichtig ist, muss ich hier nicht urteilen. Nur wenn es eine gute Freundin ist, sage ich was. Das ist eine Herausforderung, aber geht meist ganz gut. Ich habe wie wohl viele Mütter meine Prinzipien und ich gehe davon aus, dass diese für mich und meine Familie die richtigen sind. Und da gehört nunmal dazu, dass mein Sohn nicht täglich Süsses essen muss, vor allem solange er nicht danach fragt. Und doch darf er auch mal Schokolade, oder einige Gummibärchen. Dafür koche ich wenn möglich täglich frisch und gesund. Das sind meine Regeln, so läuft es bei uns.

Themen, die wohl am stärksten in der Mama-Welt polarisieren, sind der Fernseh- oder Smartphone-Konsum, das Konsumieren von Süssem oder Themen wie Bestrafung, strenge Eltern vs. Attachment Parenting. Ausserdem ist das Thema Workingmum eines, das enorm umstritten ist. Wieviel soll eine Mutter arbeiten dürfen, darf sie überhaupt, um eine gute Mutter zu sein, und was, wenn sie sich entscheidet, 80% zu arbeiten? Ist es nicht jeder Familie überlassen, welches Modell sie wählen und wer masst sich das an, darüber zu urteilen? Jede Familie wird ihre Gründe haben und es sich gut überlegt haben, wie sie leben möchte, oder nicht?

Warum muss eine Mutter immer in ein Schema gezwängt werden? Warum kann sie nicht mal einfach etwas von da nehmen, etwas von dort machen, sich einen für sie idealen Mix für ihren Erziehungsstil mischen und auf ihre Art erziehen, ohne dass über sie geurteilt wird? Wer sind denn die, die über andere urteilen? Ich appelliere hier an mehr Toleranz unter Müttern. Denn wie oben geschrieben gehe ich davon aus, dass jede Mutter zuerst einmal nur das Beste für ihre Kinder will. Und dann spielt es natürlich eine Rolle, wie man selbst erzogen wurde und aufgewachsen ist. Will man es ähnlich machen oder ganz anders als seine Eltern? Was ich anstrengend finde sie diejenigen Eltern, die es genau anders machen wollen, teilweise doch in Muster fallen und aber sehr angestrengt sind, es anders zu machen. Diese Eltern sind dann sehr strikt in ihren Leitlinien und oftmals radikal. Und ja, jetzt urteile ich ja auch schon über diese Mütter. So schnell geht es. Ich habe etwas gegen Menschen, die radikal sind, egal in welche Richtung. Diese Menschen üben keine Toleranz aus, sie können nicht akzeptieren, dass jemand anders denkt, dass jemand etwas anders macht und urteilen dann negativ.

Meine Mutter konnte beispielsweise auch nicht kochen. Wir (meine Geschwister und ich) haben auch diverse ähnliche Geschichten auf Lager, wie im Buch „Mama kann nicht kochen“. Da gab es den Stevia-Schokoladekuchen der null süss war und zerbrach wie Sand. Oder die absolut scheusslichste Salatsauce mit Kefir und weiss nicht was alles noch drin war (ein Grund, weshalb meine Schwester und ich sehr bald selbst sehr leckere Salatsaucen mixten). Oder diese Vollkorn-Reis-Gerichte und übergesunden Desserts nur mit braunem Zucker und Mehl. Doch meine Mutter wollte ja nur das Beste für uns. Und obwohl sie in der Küche nicht perfekt war (es übrigens heute sehr viel mehr ist, seit sie vollständig vegan kocht und endlich Freude daran hat), war sie die perfekte Mutter. Sie war keine Durchschnittsmutter, sie bastelte wohl nicht stundenlang mit uns. Aber sie war immer für uns da, sie hörte uns zu. Sie half uns, unterstützte uns und sie war auch mal für unkonventionelle Ideen zu haben. Sie und mein Vater organisierten super coole Geburtstagsparties, zum Beispiel zum Thema Hexe oder Vampir, mit grünen Spaghetti und Schnitzeljagd im Wald. Das würde heute wohl nicht mehr ankommen. Ich fands cool! Und viele andere Kinder auch.

Ich selbst bin ebenfalls nicht perfekt (klar, ich koche sicher lieber und besser als es meine Mama damals getan hat), doch ich würde auch gerne mehr basteln. Ich würde gerne mehr Musik machen mit meinem Sohn oder Instrumente spielen können. Oder mehr mit ihm malen. Doch auch ich bin eine Mutter, die arbeiten geht, daneben noch bloggt (oha!) und sich auch mal eine Ich-Zeit nimmt für Sport oder Freunde. Ich kann aber auch meine Stärken hervorheben, denn warum muss man auf den Schwächen herumreiten? Ich bin relativ gut organisiert. Ich bin wie meine Mutter IMMER für mein Kind da und werde es auch in Zukunft sein. Ich ermögliche meinen Kindern, Neues zu erleben, sie dürfen ihre Bedürfnisse kundtun und Dinge so tun, wie sie es wollen. Ich erziehe zur Selbständigkeit, mein Sohn wird früh kochen lernen. Ich werde mit ihm später sicher viele Diskussionen haben, denn Kommunikation ist mir wichtig.

Zum Glück gibt es auch noch einen super Papa, der ebenfalls nicht nur arbeitet und einen Papatag hat, der ebenfalls mit dem Kind Sachen unternimmt, die ich nicht machen würde oder sich stundenlang das gleiche Buch anschaut (wo ich keine Geduld hätte). Dafür kann mein Sohn mit mir viel reisen, ich bin ja so gerne unterwegs. Oder er lernt von mir, wie das Gemüse im Garten wächst, er hilft mit bei der Pflege und Ernte und weiss somit, woher die Lebensmittel kommen. Ausserdem unterstütze ich ihn einfach in dem, was er machen will, damit er ein freidenkendes, selbständiges Kind wird. Alles andere ist mir ehrlich gesagt egal und ich bin überzeugt, dass ich es auf meine unperfekte Art irgendwie gut mache. Dabei muss ich nicht immer voll geschminkt und im Trendlook ungestresst mit einem Lächeln auf dem Gesicht durch die Welt gehen. Und wenn mein Sohn mir irgendwann sagt, andere Mütter machen dies oder das besser (z.B. für einen Kindergeburtstag) dann sage ich ihm, dass es bei uns anders läuft, er nicht weniger geliebt wird, er nicht weniger glücklich ist, und ich auch eher unkonventionell aufgewachsen bin und heute sogar stolz darauf bin.

Niemand ist in allem perfekt, und wer dies von einer Mutter erwartet, erwartet falsch. Also strebe ich das auch nicht an. Wäre auch irgendwie komisch, denn wenn alles perfekt wäre, wüsste man ja nicht, was unperfekt heissen würde. Das ist wie ein Mensch, der immer super glücklich ist. Nie einen schlechten Tag hat. Oder nie etwas falsch macht. Irgendwie gruslig. Und gerade wer Kinder hat, lernt doch, das vieles unperfekt sein darf, dass es einfach ist, wie es ist. Und es ist gut so, weil man es so wollte oder seine Stärken hier sind und nicht dort.

Liebe Mütter, seid wie es euch wohl ist und seid davon überzeugt, dass ihr es gut macht! Habt einfach ein bisschen mehr Selbstvertrauen in euch.

 

Miss Broccoli kocht
Miss Broccoli kocht

 

Zum Buch:

Mama kann nicht kochen | Liebeserklärungen an perfekt unperfekte Mütter

Erscheinungsdatum: 21.8.2018

Erschienen beim Arisverlag

160 Seiten

Autoren: Martin und Camilo Jaschke

 

 

3 Comments

  1. Pingback: Quicktipp | Martin & Camilo Jaschke – Mama kann nicht kochen – read. eat. live.

  2. Oh danke vielmals, das freut mich ja sehr 🙂

  3. So ein wundervoller Blog – so so sooooo tolle Texte und Rezepte! Ich bin restlos begeistert. Sehr aufmunternd auch – „ich kann zwar kochen, würde aber gern auch mehr Musik machen“ 🙂 Warmherzig und liebevoll! Danke!!!!

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